Worum geht es?
In heutigen modernen Gesellschaften ist die Jugendphase von einem blossen Übergang zwischen Kindheit und Erwachsenenalter zu einer eigenständigen Lebensphase geworden. Jugendliche haben zudem heutzutage mehr Freiräume und Zeit, ihre Position und ihre Rolle in der Gesellschaft zu finden. Gleichzeitig werden für eine eigenständige Lebensgestaltung mehr Selbständigkeit und mehr Kompetenzen benötigt als noch in früheren Generationen.
Das Jugendalter ist geprägt von einer dichten Abfolge sehr unterschiedlicher Entwicklungsaufgaben. Man weiss dies durch die Erinnerung an die eigene Jugend, aber auch dadurch, dass man momentan selbst Jugendliche durch diese Lebensphase begleitet, sei es als Elternteil, Götti oder Gotte, Grosseltern oder Lehrperson. Eine wesentliche Entwicklungsaufgabe ist zudem die Berufswahl und die Berufsausbildung.
Um Lehrpersonen auf ihre zukünftige Tätigkeit vorzubereiten, ist es wichtig, systematisches Wissen über die Werthaltungen und Einstellung von Jugendlichen zu erhalten und in die Lehrpersonenausbildung zu integrieren. Da über die aktuelle Jugendgeneration im Allgemeinen und die Jugend in der Ostschweiz im Speziellen momentan noch wenig wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen, möchten die Studien «Lebenswelten Ostschweizer Jugendlicher (LeOJ)» und «LEBEL ─ Lebenswelten Ostschweizer Berufslernender» diese Wissenslücke schliessen.
Was bringen die Studien?
Die gewonnenen Erkenntnisse fliessen direkt in die Lehrerinnen- und Lehrerbildung auf Sekundarstufe I und II mit ein. Dabei werden nicht nur die Resultate der Studien vermittelt, Studierende beteiligen sich auch aktiv im Rahmen von Modulen an der Erhebung von Daten und bekommen so wertvolle Einblicke in die an der PHSG stattfindenden Zudem werden die Resultate in die entsprechenden Schulämter zurückgemeldet um somit wertvolle Hinweise zu Fragen der Bildungspolitik und der Jugendarbeit zu liefern.
Wer führt die Studien durch?
Die Studien werden vom Institut Bildung und Gesellschaft und vom Institut für Professionsforschung und Kompetenzentwicklung der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) durchgeführt.
Wissenschaftlicher Hintergrund
Der theoretische Hintergrund sind die vier Entwicklungsaufgaben des Jugendalters «Qualifizieren», «Binden», «Konsumieren» und «Partizipieren» (vgl. hierzu Hurrelmann und Quenzel 2012*).
Diese lassen sich in Anlehnung an Hurrelmann und Quenzel folgendermassen beschreiben:
- Qualifizieren: Kompetenzen für den Übergang ins Erwerbsleben und die Ausübung eines Berufes erwerben
- Binden: Ablösung von der Herkunftsfamilie und Aufbau von Kompetenzen zur eigenen Familiengründung
- Konsumieren: Aufbau von Kompetenzen, die eigenen Bedürfnisse im Bereich Konsum sinnvoll zu befriedigen
- Partizipieren: Erwerb von Kompetenzen zur aktiven Partizipation an der Gesellschaft im Rahmen erworbener ethischer, religiöser, moralischer und politischer Orientierungen