Immersion/CLIL

Die Unterrichtsverfahren, die einem sprachenübergreifenden zugrunde liegen, sind die Immersion und der CLIL. Beide heben sich von den konventionellen Vorstellungen des Fremdsprachenunterrichts fundamental ab, indem sie die Zielsprache nicht als Lerngegenstand, sondern als Unterrichtsmittel verstehen. Es besteht keine einheitliche Definition, welche die beiden Begriffe klar voneinander trennt. In gewissen Kontexten wird Immersion als Oberbegriff verwendet (Jansen o’Dweyer, Nabholz 2004, 188) und der CLIL als eine punktuelle Umsetzung derselben («l’emploi – plus ou mons ponctuel – d’une langue seconde ou étrangère dans des activités ou projets concernant les autres disciplines scolaires», Guide 2015, 193), in anderen Kontexten werden CLIL und Immersion als Synonyme verstanden. CLIL wird unter anderem auch als Synonym von bilingualem Sachfachunterricht verwendet.

Die Sprachdidaktikerin Christine Le Pape Racine liefert folgende Definition von Immersion:

Unter Immersion (IM) versteht man in der Regel eine der Methoden, mittels derer Lernende zu funktionaler oder ausgeglichener Zweisprachigkeit gelangen können. Immersion (Sprachbad, frz. immerger = eintauchen) kann ausserhalb und/oder innerhalb der Schule stattfinden, gezwungenermassen oder freiwillig. […] Schulische Immersion heisst Unterricht verschiedener Sachfächer wie z.B. Geografie, Mathematik, Naturkunde oder Turnen in einer L2, was zur gängigen Aussage geführt hat «On n’enseigne pas le français mais en français». Im betreffenden Sachfach ist nicht die Sprache und deren Struktur das Ziel, sondern der Inhalt des Sachfaches. (Le Pape Racine 2000, 20)

Die Unterscheidung von CLIL und Immersion, die im Passepartoutprojekt gemacht wird, beruht auf die quantitative Verwendung der Zielsprache. Der bilinguale Sachfachunterricht steht für einen Unterricht, in dem die Inhalte des entsprechenden Faches so weit wie möglich in der Fremdsprache vermittelt werden, die Immersion für einen Sachfachunterricht, der ausschliesslich in der Fremdsprache erteilt wird. (Passepartout 2008, S. 6)

Für die hier relevanten Zwecke scheint eine Unterscheidung aufgrund der Perspektive nach der die Zielsprache zum Zuge kommt als die beste. Diese Definition findet sich im Editorial der der Fremdsprachendidaktik gewidmeten Ausgabe der Zeitschrift «Beiträge zur Lehrerbildung» (2007). Hier wird der CLIL der «Behandlung geeigneter Schulinhalte im Fremdspracheunterricht» gelichgestellt, während die Immersion dem «Gebrauch einer Fremdsprache in einem nicht-fremdsprachlichen Unterrichtsfach» entspricht (Heitzmann et al., 2007, 139). Im ersten Fall wird ein Inhalt in den Fremdsprachenunterricht geholt (z.B. das Thema Römer im Italienischunterricht), im zweiten Fall geht die Zielsprache in ein anders Fach (z.B. Mathematik in der Zielsprache). Wir sprechen also in diesem Kontext von Immersion, da die Zielsprache in einem nicht-fremdsprachlichen Unterrichtsfach verwendet wird.

Zielsetzungen

Die Formulierung der Zielsetzungen ist bei einem sprachenübergreifenden Unterricht insofern komplex, da sich die Ziele auf zwei Bereiche beziehen, auf den Bereich der Sprachkompetenz und auf den der Inhalte. Übergeordnetes Ziel ist im vorliegenden Kontext die Ausbildung von Lehrpersonen auf der Sekundarstufe I, die eine Lehrbefähigung in zwei oder einer Fremdsprache anstreben. Die Lehrpersonen sollen zudem in der Lage sein, Sachfächer oder zumindest Teile davon in der Fremdsprache zu unterrichten. Sie verfügen dadurch über ein komparatistisches Grundlagenwissen zur Kultur der jeweiligen Länder und Regionen.

Im Sinne der Didaktik der Mehrsprachigkeit teilen sich die Ziele eines sprachenübergreifenden Unterrichts auf fünf Bereiche auf: Sprachkompetenz, Sachkompetenz, interkulturelle Kompetenz, vielfältige Lernerfahrungen und Einstellungen. In der Regel wird die Sachkompetenz höher gewichtet als die Sprachkompetenz. Die interkulturelle Kompetenz, die vielfältigen Lernerfahrungen und die Einstellunten legen sozusagen den Boden für den Aufbaut der Sprach- und Sachkompetenz.

Auch für den «bilingualen Sachfachunterricht» ist die Terminologie nicht einheitlich, so findet man für dieselbe Methode Ausdrücke wie «Zweisprachiger (Sachfach-) Unterricht», «Bilingualer Unterricht», «Zweisprachiges» Lernen im Sachunterricht» (Stern et al., 1999) usw.

Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage nach einer eigenständigen Didaktik des bilingualen Sachfachunterrichts. In anderen Worten: Geht es um einen Sprachunterricht, der durch die Inhalte eines anderen Fachs authentisiert wird, oder um Fachunterricht, der mit dem Sprachenlernen verbunden wird (Breidbach 2010, 165)? Eine eigenständige Konzeption des bilingualen Unterrichts, die Sprache und Fach effektiv zu einer Einheit schmelzen lässt, fehlt bis heute noch (ebd.).