So nutzen Kinder das Internet

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leibniz-hbi.de |spiegel.de «9 Prozent der 9- bis 17- Jährigen haben in den vergangenen zwölf Monaten im Internet für sie schlimme oder gar verstörende Erfahrungen gemacht. Fragt man nach einzelnen Risikobereichen, fallen die Anteile jedoch höher aus. Das bedeutet, dass Kinder durchaus im Internet mit negativen Dingen in Berührung kommen, dass der Großteil jedoch nicht alles als schlimm wahrnimmt bzw. damit offensichtlich umgehen kann. Die 9 Prozent, die negative Erfahrungen gemacht haben, be- nötigen jedoch besondere Hilfestellung, wie sie mit diesen umgehen und an wen sie sich wenden können.

Das, was Erwachsene besorgt und als Risiken wahrnehmen ─ z. B. dass sich die Kinder mit Personen treffen, die sie online kennengelernt haben oder der Kontakt mit sexuellen Darstellungen ─ scheint für viele Kinder normaler Bestandteil ihrer Online-Welt bzw. Online-Nutzung zu sein. Das Social Web ist für sie ein Ort bzw. Angebot, um sich mit Gleichgesinn- ten auszutauschen, zu vernetzen und zu treffen oder auch, um sich über Themen zu informieren, die sie beschäftigen (z. B. Sexualität) und zu denen sie viel- leicht niemanden fragen können oder mögen.

Überdies zeigt sich, dass es Unterschiede zwischen Eltern und Kindern hinsichtlich des Risikobewusstseins gibt. Nicht alle Heranwachsenden heißen es beispielsweise gut, wenn ihre Eltern ungefragt Bilder von ihnen online veröffentlichen und verbreiten.

Eltern sind zudem ─ insbesondere für die Jüngeren ─ immer noch wichtige Ansprechpartner, auch bei me- dienbezogenen Themen. Mit zunehmendem Alter wenden sich die Heranwachsenden verstärkt an ihre Peers. Medienpädagogische Unterstützungsangebote sollten daher nicht nur an Eltern gerichtet sein, sondern auch Peer-to-Peer-Ansätze berücksichtigen. Eltern sollten hingegen an ihre Vorbildfunktion erinnert werden und ihre eigenes Mediennutzungsverhalten reflektieren.

Die Ergebnisse zeigen, dass knapp ein Viertel Erfahrungen mit gemeinen Verhaltensweisen gemacht hat, der Großteil (92%) davon offline, 66 Prozent online. Präventions- und Interventionsmaßnahmen in diesem Bereich sollten entsprechend immer auch den Offline-Kontext mitberücksichtigen.

Die Onlinenutzung geht nicht nur mit möglichen inhaltlichen, interaktionsbezogenen oder kommerziellen Risiken einher, sondern auch mit einer Ausweitung der Nutzungsdauer und damit einhergehenden negativen Folgen. Fast die Hälfte der befragten Kinder und Jugendlichen gibt an, sich zu langweilen, wenn sie nicht online sein können. Bemerkenswert ist, dass etwas mehr als ein Viertel offensichtlich erfolglos versucht hat, die eigene Onlinenutzung zu reduzieren. Hier wären Ansätze hilfreich, die Heran- wachsende bei der Selbstregulierung ihrer Mediennutzung unterstützen. In diesem Zusammenhang haben auch die Eltern eine wichtige Vorbildfunktion.

Schließlich verweisen die Befunde auch darauf, dass die Bildungs- und Partizipationsmöglichkeiten der Onlinemedien noch nicht ausgeschöpft werden und dass die Heranwachsenden auch seitens der Eltern und Pädagogen offensichtlich noch zu wenig Anregung erfahren. Auch wenn der vorliegende Bericht eine Vielzahl an möglichen Risiken in den Blick nimmt, sollten die Potenziale der digitalen Medien für Bildung und Teilhabe nicht außer Acht gelassen und auch in der medienpädagogischen Arbeit berücksichtigt werden.»



Mama will wissen, wo sie sind

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coopzeitung.ch, Text: Gertrud Fall, Bild: Getty Images John Flury Die Ortung von Kindern per GPS ist im Trend ─ nicht nur bei «Helikopter-Eltern». Wie sinnvoll ist die permanente Überwachung des Nachwuchses? Und welche Alternativen gibt es?

Medienpsychologen wie Daniel Süss (56), Professor an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), haben Bedenken. «Studien zeigen, dass stark kontrollierte Kinder sich weniger zutrauen. Kinder müssen aber Risikokompetenz aufbauen und lernen, Situationen richtig einzuschätzen», so Süss. Elternsein sei immer mal wieder mit Unsicherheiten verbunden. Ein technisch herbeigeführtes Sicherheitsgefühl erzeuge lediglich die «Illusion einer totalen Sicherheit», glaubt der Psychologe und ergänzt: «Kinder sind dann sicher, wenn sie Verantwortung übernehmen können und wissen, wie sie Hilfe holen können, wenn sie sie brauchen.»

«Es wirkt wie eine elektronische Fussfessel»

«Tracking schränkt das Grundbedürfnis nach Freiheit und Autonomie ein und beeinträchtigt die Privatsphäre von Kindern. Egal, ob per Gerät oder Smartphone-App: Das permanente Orten wirkt wie eine elektronische Fussfessel. Heimlich eingesetzt, ist es besonders riskant. Fliegt es auf, kann es zum schwerwiegenden Vertrauensbruch kommen.»