Im Rahmen der Themenwoche «KI und wir» 17.–24.11.2024 setzt sich SRF mit der Frage auseinander «Was kann KI wirklich und was machen Menschen in der Schweiz damit?». Einer der Höhepunkte: das «Einstein Spezial» am 21. November live aus der ETH Zürich. Mehr Informationen und die komplette Programmübersicht Tag für Tag:
Künstliche Intelligenz als Herausforderung für Schulen
Die Diskussion um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Schule ist genauso dynamisch wie die technischen Innovationen selbst. Digitale Werkzeuge, Apps und neue Technologien erweitern kontinuierlich die Möglichkeiten im Unterricht. Besonders im Bereich der KI entstehen ständig neue Tools, deren rasante Entwicklung für Lehrkräfte eine besondere Herausforderung darstellt. Sich in dieser Geschwindigkeit einzuarbeiten und gleichzeitig den pädagogischen Nutzen zu bewerten, ist oft kaum zu bewältigen. Es scheint daher sinnvoll, sich von diesem überfordernden Tempo zu lösen und sich auf den eigentlichen Bildungsauftrag zu konzentrieren, den der Einsatz von KI mit sich bringt.
Lernen mit und ohne KI
Ein modernes Curriculum sollte Lerngelegenheiten schaffen, die über, mit und durch KI gestaltet werden. Ziel ist es, die Lernenden bestmöglich zu unterstützen und ihnen die nötige Medienkompetenz in einer zunehmend KI-geprägten Welt zu vermitteln. Doch genauso wichtig sind Lernprozesse, die trotz und ohne den Einsatz von KI stattfinden. Diese helfen, die Grenzen von Maschinen zu erkennen und fördern eigenverantwortliches, kreatives Lernen.
Joscha Falck beschreibt fünf zentrale Dimensionen für die Schule, den Unterricht und das Lernen, die besonders relevant sind. Neben der Förderung von Medienkompetenz durch KI geht es darum, die Maschinen nicht nur als Hilfsmittel zu sehen, sondern auch ihre Einschränkungen zu erkennen. Lehrpersonen und Lernende sollen gemeinsam Bildungsprozesse gestalten, die den individuellen Lernbedürfnissen entsprechen, auch wenn KI vermeintlich vieles erleichtert.
Die Paradoxien der KI-Nutzung
Trotz des Potenzials von KI, Lernprozesse zu verbessern und Lehrkräfte zu entlasten, zeigt sich im Schulalltag oft ein widersprüchliches Bild. Erwartete Entlastungen oder Verbesserungen stehen oft im Gegensatz zur Realität. Diese Paradoxien machen es schwierig, KI flächendeckend in Schulen zu integrieren. Ob und wie sich diese Widersprüche auflösen lassen, bleibt offen – möglicherweise gehört es zum kollektiven Lernprozess, diese Spannungen auszuhalten und damit umzugehen.
Eine kritische Auseinandersetzung mit KI im Bildungswesen
Um die neuen Möglichkeiten der KI kritisch zu erkunden, ist eine offene und mutige Haltung erforderlich. Lehrpersonen sollten sich als Lernende verstehen, die gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen sowie den Schülerinnen und Schülern neue Wege erproben, reflektieren und bewerten. Ziel ist es, nicht nur die Paradoxien auszuhalten, sondern aktiv die eigene Rolle in der sich verändernden Bildungswelt zu gestalten.
KI als Entlastung für Lehrkräfte
Eine aktuelle Umfrage von Adecco zeigt, dass Mitarbeiter in der Schweiz durch den Einsatz von KI deutlich produktiver geworden sind, was zu einer durchschnittlichen Zeitersparnis von einer Stunde pro Tag führt. Auch für den Schulalltag bietet KI das Potenzial, nicht nur den Unterricht zu bereichern, sondern auch Aufgaben der Lehrkräfte zu erleichtern.
Auf diesem Blog MIA im Unterricht sammle ich Links und Ideen zu KI im Schulkontext. Im folgenden Video stelle ich einige Tools vor, die Lehrkräfte entlasten und den Unterricht bereichern können.
Quelle Illustrationen: Joshua Falck | Beitrags-Bild erstellt mit Dall-e, Prompt: Erstelle ein Bild zum Thema: KI im Klassenzimmer: Chancen, Herausforderungen und neue Lernwege (offener Lernraum mit Lernnischen)
Mitgestalten bedeutet die Befähigung von Schülerinnen und Schülern, ihr erworbenes Wissen auf konkrete Problemstellungen der Gegenwart und Zukunft anzuwenden. Denn unsere Schülerinnen und Schüler von heute sind die Entscheidungsträger von morgen, insbesondere diejenigen mit hohem und ausgeprägtem kognitiven Entwicklungspotenzial.
Unsere Gesellschaft braucht Antworten auf viele zentrale Herausforderungen, wie z. B. den Klimawandel. Diese Herausforderungen verändern den Arbeitsmarkt. Es werden zunehmend Menschen gesucht, die komplexe Zusammenhänge systematisch durchdenken und kooperativ im Team innovative Problemlösungen entwickeln. Die Schule ist gefordert, unsere Schülerinnen und Schüler dabei zu unterstützen, sich fundiertes Wissen über Schlüsselkonzepte anzueignen und gleichzeitig ihr Verständnis auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen anzuwenden, um überfachliche Schlüsselkompetenzen wie Kreativität, kritisches Denken, Kooperation und Kommunikation (4Ks) zu üben. Darüber hinaus wird die Auseinandersetzung mit realen Problemstellungen in der Regel als sinnstiftend erlebt, was die Motivation fördert.
Künstliche Intelligenz verspricht, den Unterricht zu revolutionieren: Sie soll Lernprozesse verbessern und Lehrkräfte entlasten. Doch in der Praxis treten paradoxe Effekte auf. Bereiche wie Entlastung, Kompetenzen und Motivation stehen oft im Widerspruch zu den Erwartungen.
Diese Widersprüche zeigen, warum es so schwer ist, KI flächendeckend in Schulen zu implementieren. Ob wir diese Herausforderungen lösen können, bleibt ungewiss. Vielleicht ist es Teil eines kollektiven Lernprozesses, sich diesen Paradoxien zu stellen – oder sie zumindest auszuhalten. KI in der Bildung erfordert Geduld und die Bereitschaft, mit komplexen Herausforderungen umzugehen.
Die Herausforderungen der Zukunft stellen sowohl die Lehrkräfte als auch die Schüler*innen vor eine große Herausforderung. Doch welche Kompetenzen müssen unsere Kinder und Jugendlichen lernen, um in einer Welt bestehen zu können, die zunehmend durch und mit KI verändert wird?
«Wie kann man Künstliche Intelligenz für den eigenen Unterricht erschließen und gut implementieren?» Dazu gibts täglich spannende Beiträge. Michael Steiner von der PH Wien plädiert für einen multiperspektiven Zugang und greift auf die in der digitalen Bildung bekannten Modelle des Dagstuhl Dreieck und Frankfurter Dreieck zurück. Die Perspektiven der Modelle können die Erschließung von KI im und für den Unterricht leiten:
technologisch: Wie funktioniert das? (KI, GPT, LLM)
interaktiv: Wie gehe ich damit verantwortungsvoll um? Und welche Skills brauche ich?
Gesellschaftlich-kontextuell: Welche gesellschaftlich ethischen Fragestellungen stellen sich? Welche Workflows und Rahmenbedingungen sollten wir berücksichtigen?
Unter diesen Gesichtspunkten hat Michael Steiner das Padlet zu KI Schule gestaltet. Weitere Padlets sind nun ebenfalls erschienen, zuletzt das Padlet zu KI im (Fach-)Unterricht.
Padlets von Michael Steiner von der PH Wien zu KI im Unterricht und weitere Links zu KI
Die Nummer eins der beliebtesten Internetplattformen österreichischer Jugendlicher ist auch in diesem Jahr WhatsApp (Nutzung insgesamt: 76 %, davon 77 % täglich), knapp gefolgt von Instagram (insg. 71 %, davon 68 % tägl.) und YouTube (insg. 70 %, davon 51 % tägl.). Allerdings haben vor allem WhatsApp mit minus 20 Prozentpunkte und YouTube mit minus 24 Prozentpunkte massive Rückgänge zu verzeichnen.
Generative Chatbots: ChatGPT wird von Jugendlichen regelmäßig genutzt
Im Rahmen des Jugend-Internet-Monitors wurde die Nutzung von generativen Chatbots abgefragt, konkret von ChatGPT. Dabei zeigte sich, dass 71 Prozent der befragten Jugendlichen dieses Tool zumindest schon einmal genutzt haben, vor allem männliche Jugendliche (78 %). Auffallend ist, dass es keinen Unterschied zwischen der Altersgruppe der 11- bis 14-Jährigen (70 %) und der 15- bis 17-Jährigen (71 %) gibt.
AIComp ist die derzeit größte Studie zum Thema KI-bezogener Future Skills. Sie ist das Ergebnis verschränkter qualitativer und quantitativer Forschungsschritte. Nach einer umfassenden Analyse der bestehenden Forschungsliteratur wurde ein Inventar bestehend aus 160 KI-Kompetenz-Items erstellt. Durch eine qualitativ-inhaltsanalytische Vorgehensweise wurde das Inventar gekürzt, geclustert, zusammengefasst und so auf insgesamt 13 Kompetenzfelder reduziert. Diese wurden im Rahmen einer qualitativen Interviewstudie validiert und geschärft. Im Ergebnis wurde das AIComp Modell auf 12 Kompetenzfelder reduziert.
Zusammenfassungen erstellen, Präsentationen vorbereiten oder für die Prüfung büffeln – wir stellen nützliche KI-Tools vor, die dir viel Arbeit beim Lernen abnehmen.
Weiterlesen und weitere Links und Unterrichtsideen zu KI
Hilfestellung zur künstlichen Intelligenz für die Volksschule im Kanton St.Gallen
Das Amt für Volksschule macht keine Vorgaben zur Nutzung von KI in der Schule, empfiehlt aber eine sorgfältige Auseinandersetzung mit dem Thema und einen bewussten Einsatz im Unterricht. Das AVS bietet mit dieser Webseite den St.Galler Schulen einen Orientierungsrahmen. Im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten steht es jeder Schule offen, Nützliches wie Instrumente und Methoden von KI in den Unterricht zu integrieren.